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„Der Gesang in den Meeren“ von Doreen Cunningham


[ Werbung. Rezensionsexemplar. ]

Klappentext

„Von den Lagunen in Baja California bis zu den Gletschern des Nordpolarmeers legen Grauwalmütter mit ihren Kälbern jährlich Tausende von Meilen in dem sich aufgrund des Klimawandels erwärmenden Meer zurück. Es ist die längste Wanderung eines Säugetiers auf unserem Planeten. Doreen Cunningham, selbst alleinerziehende Mutter, folgt den Walen auf dieser gefährlichen Reise, zusammen mit ihrem zweijährigen Sohn Max – in Bussen, Zügen und auf Schiffen, allein und auf sich gestellt.

Den Plan zu diesem Abenteuer hat sie an einem Tiefpunkt ihres Lebens gefasst: Gestrandet in einem Heim für obdachlose Mütter, erinnert sie sich an ihren Aufenthalt bei den Iñupiat im Norden Alaskas, an die unbändige Natur, die ihr schon einmal im Leben half. Nun will sie es mit Max erneut versuchen, ihm zeigen, wie Mensch und Wal verbunden sind, was Freiheit und Liebe bedeuten. Doreen Cunningham ist mit diesem Buch eine einzigartige Mischung aus Memoir, Reisebericht und wissenschaftlicher Dokumentation gelungen.“

 

 

Meinung

Okay, wahrscheinlich war die Kluft zwischen dem, was ich mir vorgestellt habe und dem, was ich dann tatsächlich gelesen habe, noch nie so groß. Aus diesem Buch gehe ich deshalb mehr als enttäuscht raus…

 

Doreen begibt sich also mit ihrem Sohn Max auf eine Reise, um Walen zu folgen. Es soll die Beziehung zwischen Mutter und Sohn festigen, es soll ein engeres Band geknüpft werden. Diese Intention kann ich tatsächlich nachvollziehen, das Verständnis kam dafür aber erst fast am Ende. Für mich war also der Aufbau der Erzählung nicht ganz schlüssig. Die Autorin und BBC-Journalistin hat es hinbekommen, zwei Zeitstränge zu verbinden, aber viel zu abstrus, weil es zwischendurch immer wieder abrupte Sprünge zwischen den Zeiten gab. Sehr erschwerlich beim Lesen, schön und hilfreich war es leider nicht…

 

Die Zeit, die die Journalistin vor einigen Jahren in Alaska bei einem indigenen Volk verbracht hat, war für mich mit am interessantesten. Gespickt mit (für meinen Geschmack viel zu wenig!) Wissen über Wale und den Klimawandel, waren diese Kapitel eindeutig meine Liebsten.

 

Den Erzählstrang über die Reise mit Doreens Sohn Max hätte es für mich im Nachgang persönlich überhaupt nicht gebraucht. Hier wurde gefühlt nur über irgendwelche uninteressanten Begegnungen geschrieben. Verschenktes Potential, denn hier hätte man definitiv die Zeit für Fachwissen gehabt - mehr über die verschiedenen Walarten, über das Artensterben, über den Klimawandel und dessen Folgen, über den Walfang, der für indigene Völker überlebenswichtig ist. Ich hätte mir deutlich mehr Input bezüglich des Klimawandels gewünscht. Ein Thema, das uns alle angeht und über das Doreen Cunningham als gelernte Umweltingenieurin bestens Bescheid wissen sollte - immerhin hat sie dies mehrmals erwähnt, wieso dann nicht vertiefen? Wieso hier die Kritik an die Medien anfangs hervorgehoben wurde, die die Autorin dann aber nicht aufgegriffen und selbst über die Probleme des Klimawandels berichtet hat, bleibt für mich schleierhaft.

 

Zumindest konnte ich einiges vom Volk der Iñupiat lernen, auch wenn dies nicht direkt vom Volk, sondern von Doreen Cunningham als (wenn man so will) Zaungast weitergegeben wurde. Aber immerhin - denn vielen fehlt hier natürlich auch das Wissen und so bin ich froh, dass ich hier dazu gelernt habe.

 

Für „Der Gesang in den Meeren“ von Doreen Cummingham kann ich aber leider keine Empfehlung aussprechen, mir war es zu viel Gefühlsduselei, zu viel Banales und es fehlte meiner Meinung nach an (Fach-)Wissen. Schade!

 


 

 

Soundings. Journeys in the Company of Whales.

übersetzt von Karen Witthuhn

Rowohlt Verlag

368 Seiten ⎥ Hardcover ⎥ 23€

erschienen am 15. November 2022