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„Die Hexen von Cleftwater“ von Margaret Meyer


[ Werbung. Rezensionsexemplar. ]

 

„East Anglia, 1645. Martha, stumme Hebamme und Dienerin, lebt seit mehr als vierzig Jahren in dem kleinen Dorf Cleftwater, als der entschlossene Hexenjäger Silas Makepeace in den Ort kommt. Sofort werden zahlreiche Frauen verdächtigt und ausgerechnet Marha soll ihm helfen, nach verräterischen Zeichen auf der Haut der angeklagten Frauen zu suchen. Sie gerät in große Not und in einen tiefen moralischen Zwiespalt. Was und wer kann ihr helfen?“

 



Ich greife eher selten zu historischen Romanen, aber hier konnte ich nicht widerstehen und es war genau die richtige Entscheidung. Niemals hätte ich gedacht, dass mich „Die Hexen von Cleftwater“ von Margaret Meyer so in den Bann ziehen könnte.

 

Die Geschichte beginnt an einem Mittwoch, Anfang September, im Jahr 1645. Wir begleiten unsere Protagonistin Martha in ihrem täglichen Tun, sie ist Hebamme, kennt sich mit Kräuterheilkunde aus und: sie spricht nicht. Marthas Geschichte wird ruhig erzählt, aber trotzdem ist eine Härte gegenüber der Frauen zu spüren, dass die Ruhe fast schon Angst einflößend wirkt. Kein Wunder, denn eines Tages kommt der sogenannte Hexenjäger namens Makepeace in das Dorf. Ein Name, der Frieden verspricht, aber nur Unheil bringt.

 

Warum müssen wir so leiden? Wir sind verflucht, bloß weil wir Frauen sind. [ . . . ]

Sie kaufen und verkaufen uns, die schwängern uns, sie sperren uns ein.

Wenn wir aufbegehren, dann drücken sie uns nieder.

Zitat Seite 273

 

Margaret Meyers Erzählstil steht im Kontrast zur derben Geschichte: Es waren so wunderschöne, fast schon anmutigende Sätze in diesem Buch, das voll von Hass und Hetze gegenüber Frauen ist. Es muss für die Frauen im 17. Jahrhundert unendlich schwer gewesen sein. „Die Hexen von Cleftwater“ ist daher für mich eine großartige Hommage an diejenigen, die der Hexenverfolgung zum Opfer fielen.

Für mich wurde die Geschichte rund um Martha nie zu ausschweifend oder zu langatmig erzählt, könnte mir aber vorstellen, dass es einigen Leser:innen zu langweilig ist, weil es keine spannungsgeladene Story ist - Spannung brauchte ich in dieser Geschichte auch nicht, hier stehen definitiv die zu Unrecht beschuldigten Frauen im Vordergrund. Als Frau zu lesen, wie es den Frauen früher erging und welche Qualen sie zu erleiden hatten - sowohl von Männern als auch von der Kirche - war erschreckend und hat mich sehr oft sehr wütend gemacht.

 

In „Die Hexen von Cleftwater“ von Margaret Meyer geht es aber um sehr viel mehr als um Hexenverfolgung. Es geht um Freundschaft, um Chosen Family, es geht um Verrat und Versöhnung, um Unterdrückung und Befreiung. Und in all dem, was die Protagonistin Martha durchzustehen hatte, war ihr Atzmann der rote Faden. Eine wunderschöne Anekdote an die „böse Hexerei“ und gleichzeitig ein starker Zug der Autorin, da ein Atzmann auch in einigen Kirchen zu finden ist.

 

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und hat für mich Highlight-Potential. 

 

Wir sind der Natur zuwider, wir sind Gott zuwider. Wir sind

ohne Zahl, wir sind Legion. Wir sind zu viele, wir sind nie genug.

Zitat Seite 314

 


 

 

The Witching Tide

übersetzt von Cornelius Hartz

Hardcover ⎥ 350 Seiten ⎥ 25€

erschienen am 25. Januar 2024 im

C.H. Beck Verlag

 

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Ich danke dem C.H. Beck Verlag sehr für das Rezensionsexemplar. ♥️