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„Diese eine Entscheidung“ von Karine Tuil


[ Werbung. Rezensionsexemplar. ]

Klappentext

„In einem Hochsicherheitstrakt des Pariser Justizpalastes muss die charismatische Untersuchungsrichterin Alma Revel über die Festsetzung oder Freilassung eines blutjungen Mannes entscheiden, gegen den ein Terrorismusverdacht vorliegt. Doch nicht nur beruflich ist Alma extrem gefordert. Ihre Ehe ist am Ende und sie stürzt sich Hals über Kopf in eine Affäre, ausgerechnet mit dem Anwalt, der nun den Terrorverdächtigen verteidigt. Alma trifft eine folgenschwere Entscheidung, die ihr Leben und ihr Land auf den Kopf stellen wird. Was sind wir bereit aufzugeben, um unsere eigene Sicherheit zu gewährleisten?“

 

 

Meinung

Der Klappentext klang einfach viel zu verlockend, als dass ich das Buch nicht lesen wollte… Leider hadere ich noch immer - Wochen, nachdem ich die Geschichte gelesen habe - mit diesem Roman und weiß nicht recht, wo ich hier anfangen und aufhören soll. Ich hab „Diese eine Entscheidung“ mit extrem gemischten Gefühlen gelesen.

 

Anfangs fand ich die Geschichte um Alma und ihren Job als Richterin sehr interessant, allerdings war es mir  (vor allem am Anfang!) auch ein bisschen zu anstrengend, die Protagonistin verlor sich fast schon zu sehr in ihrem Selbstmitleid, sie hat meines Erachtens zu viel rum geheult - glücklicherweise hat  die Autorin hier aber dann noch die Kurve bekommen.

Alma wurde mir bis zu einem gewissen Punkt dann auch sehr sympathisch, wir Leser*innen bekommen einen wunden Punkt von ihr zu Gesicht. Ein sehr intimer, sehr persönlicher Einblick in die Gedanken und Gefühle der Richterin in einer Anti-Terror-Abteilung.

 

Sehr sehr sehr schwierig empfinde ich den antimuslimischen Rassismus, den ich unterschwellig im Roman für mich feststellen konnte, das ist mein allergrößter Kritikpunkt. Ich befürchte, dass es  durch diesen Roman zu mehr Hass, Groll und vor allem Fremdenfeindlichkeit für die muslimische Community kommen könnte. Zudem bleibt bei mir das Gefühl nicht aus, dass sich die Autorin Karine Tuil für einen jüdischen Ehemann der Protagonistin entschieden hat, damit hier quasi alle Religionen auf ihre Kosten kommen. Ich finde dieses gesamte Thema im Roman sehr schwierig zu beurteilen…

 

Für mich stellt sich die Frage, wieso die Autorin nicht einen Franzosen ohne Migrationshintergrund gewählt hat? Es hätte auf mich definitiv weniger fragwürdig gewirkt und hätte es auch (aus meiner Sicht) definitiv authentischer gemacht… Denn mal ganz im Ernst, wie stereotypisch ist es, einen Mann mit Migrationshintergrund für einen Terroranschlag zu wählen? *gähn* wie langweilig…

 

Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, dass es ein*e Anwält*in oder Richter*in mit Migrationshintergrund gibt und eine Sicht aus dieser Perspektive hätte es meiner Meinung nach noch spannender und vor allem wertvoller gemacht. Schade, dass genau dieser Umstand versäumt wurde, wo doch das Thema immer noch brandaktuell ist.

 

„Diese eine Entscheidung“ von Karine Tuil ist emotional, aber leider auch sehr fragwürdig, deshalb gibt es von mir nur eine bedingte Empfehlung…

 


 

La Décision

Roman ⎥ dtv Verlag

übersetzt von Maja Ueberle-Pfaff

23,00€ ⎥ 352 Seiten ⎥ Hardcover

erschienen am 21. September 2022