· 

„Shuggie Bain“ von Douglas Stuart


[ Werbung, selbstgekauft. ]

Klappentext

„Glasgow zur Thatcher-Zeit. Shuggie wäre gern wie die anderen Jungen in der Arbeitersiedlung, aber sein Gang ist feminin und er hasst Fußball, was in der Schule brutal geächtet wird. Er liebt alles Schöne, vor allem seine Mutter Agnes, die der Armut und Tristesse ihres Daseins mit stolzer Eleganz und makellosem Make-up entgegentritt, egal wie viel sie getrunken hat. Sie vorm Trinken zu bewahren, ist die Aufgabe, der sich Shuggie mit unbedingter Liebe verschreibt, bis er irgendwann erkennen muss, dass er nur sich selbst retten kann.“

 

 

Meinung

Hach, wie gerne würde ich jetzt eine Lobeshymne schreiben, so wie gefühlt 95 Prozent der anderen Leser*innen dieses Romans. Mich konnte es aber leider nicht so sehr überzeugen, was ich persönlich sehr schade finde…

 

Die Geschichte unseres Protagonisten Shuggie, der eigentlich Hugh heißt, beginnt im Jahr 1992. Bereits dort, im ersten Kapitel, merkt man: okay, hier passiert nichts Gutes.

Danach reisen wir in der Zeit zurück, in die 80er Jahre. Glasgow ist eine dreckige, alkoholverseuchte, brutale und gewalttätige Stadt, die, so scheint es, niemals warme Sonnenstrahlen zu Gesicht bekommt. Die Bewohner*innen von der Arbeiterstadt scheinen ebenso ausgespuckt, sie leben die Tristesse, tagein, tagaus. Sie sind alle hoffnungslos, das spürte ich auf jeder Seite. Ein unangenehmes, wenn auch sehr intensives Gefühl…

 

Und zwischendrin ist unser feinfühliger Shuggie, der es in seinem Leben nie leicht hatte und wahrscheinlich auch niemals leicht haben wird. Shuggie ist einer der traurigsten Charaktere, von denen ich lesen musste.

 

Der Autor Douglas Stuart schreibt mit „Shuggie Bain“ nicht nur einen aufwühlenden Roman über (sexualisierte) Gewalt, Alkoholmissbrauch und dem zwingenden Erwachsenwerden eines Kinds, sondern auch eine Milieustudie. Aber was möchte die Geschichte im Endeffekt sein - Roman oder Studie? Manchmal wusste es der Autor wahrscheinlich auch nicht.

 

Nach dem ersten Drittel kam dann auch leider meine Ernüchterung: Es war mir zu lahm, die Intensität vom Anfang verlor sich auf den vielen Seiten. Ich hatte das Gefühl, es wiederholt sich alles, dadurch war mir stellenweise wirklich sehr langweilig. Vielleicht war es für mich auch einfach nicht der richtige Zeitpunkt für Shuggie und seine Geschichte: zu düster, zu traurig, zu hoffnungslos.

 

 

Fazit

Leider war „Shuggie Bain“ von Douglas Stuart nicht mein Roman, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt, obwohl ich dabei gut verstehen kann, dass die Geschichte viele Leser*innen das Herz gebrochen hat. 

Ich vergebe zweieinhalb Sternen von fünf. ⭐️⭐️✨

 


 

Shuggie Bain

übersetzt von Sophie Zeitz

Hanser Berlin

496 Seiten ⎥ 26€ ⎥ Hardcover

erschienen am 23. August 2021