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„Die guten Tage“ von Marko Dinić


[ Werbung, Rezensionsexemplar. ]

Klappentext

„In einem Bus, dem täglich zwischen Wien und Belgrad verkehrenden "Gastarbeiter-Express", rollt der Erzähler durch die ungarische Einöde. Jener Stadt entgegen, in der er aufgewachsen ist. Die Bomben, der Krieg, Miloševic, den er zuerst lieben, dann hassen gelernt hat, und der Vater, für dessen Ideologie und Opportunismus er nur noch Verachtung empfindet, hatten ihn ins Exil getrieben. Entkommen ist er dem Balkan auch dort nicht. In beeindruckenden Bildern erzählt Marko Dinić zwanzig Jahre nach dem Bombardement von Belgrad von einer traumatisierten Generation, die sich weder zu Hause noch in der Fremde verstanden fühlt, die versucht die eigene Vergangenheit zu begreifen und um eine Zukunft ringt.“

 

Meinung

Den Debütroman vom Marko Dinić habe ich sehr gerne gelesen, auch wenn es stellenweise sehr hart zu lesen war. Die Wahrheit und Realität ist immer noch das schlimmste, wovon erzählt werden kann. Bereits nach nur 20 Seiten musste ich einmal die Buchdeckel schließen und kurz durchatmen…

 

Die Geschichte wird von einem mit Wut gefüllten Erzähler vorgetragen, der sich weder in seiner Geburtsstadt Belgrad noch in seinem neuen Wohnort Wien zu Hause fühlt. Er ist heimatlos. Er ist während der Zeit des Kriegs und des Bombardements in Belgrad erwachsen geworden, musste erwachsen werden in schrecklichen Zeiten wie diesen.

Der Protagonist erzählt schonungslos und ohne Skrupel von seinem Vater, der sein Land liebt und geschworen hat, es immer zu lieben, der dem Opportunismus grenzenlos verfallen ist. Immer fragte ich mich: Schafft er es jemals, mit seinem Vater Frieden zu schließen?

 

Während des Lesens spürte ich das Leid des Erzählers. Aus jeder Silbe spuckt er seine unbändige Wut aus und gleichzeitig schaut er voller Wehmut und fast schon mit Gleichgültigkeit auf seine alten Tage, die guten Tage und die schlechten, er schaut zurück auf seine Familie und seine Heimat, seine Kindheit und Jugend. 

Dabei hat Marko Dinić einen unglaublich starken Erzählstil und eine eindringliche Sprache, die mich schnell eingehüllt hat. Ich konnte durch seine Worte jede Emotion des Protagonisten fühlen und nachempfinden.

 

Allgegenwärtig ist der Nationalismus, der sich in der gesamten Generation und der Kultur widerspiegelt und den Marko Dinić mit seinen kraftvollen Worten sehr gut an den Leser weitergeben kann - es fühlt sich erschreckend an, ich fühlte mich dem ganzen in vielen Momenten hilflos gegenüber stehen. Es wird das Bild einer ganzen Generation gezeichnet, die sich verloren anfühlt und die keine Zukunft zu haben scheint.

 

Fazit

Ein großartiges Debüt, das Marko Dinić geschrieben hat! Ein Protagonist, der keine Heimat hat und zwiegespalten beide seiner Welten kennengelernt und mit viel Präzision und Scharfsinn beobachtet hat. „Die guten Tage“ bekommt volle fünf Sterne. ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️

 


 

Roman

Zsolnay Verlag

978-3-552-05911-5

240 Seiten

22,00 €

Gebundene Ausgabe

erschienen am 18. Februar 2019

 

 

Vielen herzlichen Dank an die Hanser Literaturverlage und dem Zsolnay Verlag für das Rezensionsexemplar!