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„Heute beißen die Fische nicht“ von Ina Westman


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Klappentext

„Joel, Emma und Fanni verbringen ihren Sommer auf einer entlegenen Insel in den finnischen Schären. Das Leben der kleinen Familie könnte paradiesisch sein, wäre da nicht die Narbe an Emmas Kopf und die Bilder, die nur sie allein sieht. Wie kann man Mutter sein, wie Ehefrau, wie mutig und zuversichtlich, wenn nichts mehr gewiss scheint - nicht einmal das eigene Ich?“

 

 

Meinung

Der Anfang der Geschichte war leicht wirr, ich hatte keine Ahnung, wohin mich die Geschichte der kleinen Familie führt. Je mehr ich aber gelesen habe, desto mehr bin ich mit jeder weiteren Seite in die Story hineingetaucht.

 

Die finnische Autorin Ina Westman, grandios übersetzt von Stefan Moster, beschreibt mit viel Melancholie und einer fast schon trägen Hoffnungslosigkeit. Kann die junge Familie um Emma, Joel und Fanni ihre Differenzen überstehen? Durch die wechselnden Perspektiven bekommen wir LeserInnen einen Einblick in die Gedanken, Emotionen und Ängste der Figuren, wir erleben sie hautnah und können fast mit ihnen einen eigenen inneren Disput diskutieren. Besonders Emma war eine sehr interessante Protagonistin. Sie versank fast schon in ihrer Hoffnungslosigkeit, lebte in den Tag hinein und verlor sich in ihren immer schlimmer werdenden Halluzinationen. Was hat es mit den Halluzinationen auf sich? Ob sie es alleine heraus schafft? Kann sie über ihren eigenen Schatten springen und ihren Mann Joel um Hilfe bitten?

Besonders interessant für mich war, dass die Kapitel aus Fannis Sicht anders geschrieben wurde: Es gibt keine wörtliche Rede, das Geschriebene ist nicht rechts- und linksbündig, der Rand ist viel breiter. Was hat das zu bedeuten? Oder messe ich dem einfach zu viel Bedeutung bei? Am Ende war ich überrascht, wie klug Ina Westmann dies aufgelöst hat.

 

„Heute beißen die Fische nicht“ ist eine Geschichte über Familie, Zusammenhalt, eine Geschichte über das Schweigen und das Sprechen, aber auch über Liebe, Verlust, Hoffnung, Rassismus,  Klimakrise, über das Muttersein und Mutterschaft, Adoption.

Mir persönlich waren es fast schon zu viele Themen, die angesprochen wurden und oft dachte ich mir, ob das nun wirklich nötig sei…

 

Ich habe die Geschichte von Emma, Joel und Fanni wie durch einen Nebelvorhang gelesen und wahr genommen. Dem Geschehen konnte ich gut folgen, aber ein paar Dinge waren dennoch recht unklar, sie waren nicht richtig zu greifen. Aber auch genau das macht „Heute beißen die Fische nicht“ sehr interessant.

 

 

Fazit

Ein Roman, der mich nicht kalt gelassen hat, der mit seiner melancholischen, hoffnungslosen Art besticht, der aber leider zu viele Themen verarbeiten wollte. „Heute beißen die Fische nicht“ von Ina Westman bekommt vier Sterne. ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️

 


 

Henkien saari 

aus dem Finnischen von Stefan Moster

mare Verlag

Hardcover

256 Seiten

22,00 €

978-3-86648-645-4

Erscheinungsdatum: 16. Februar 2021