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„OREO“ von Fran Ross


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Klappentext

„Christine ist sechzehn, hat eine schwarze Mutter und einen jüdischen weißen Vater und wächst auf in Philadelphia, verspottet als »Oreo« (wie der Keks) – eine doppelte Außenseiterin. Der Vater hat sich früh aus dem Staub gemacht und ihr ein Geheimnis hinterlassen, für dessen Lösung sie ihn finden muss. Auf nach New York!

Unterwegs trifft sie unglaubliche Leute: einen schwulen »Reisehenker«, der anonym Manager feuert, einen Radio-Macher, der nicht spricht, einen grotesk tumben Zuhälter und endlich auch ihren Vater. Nicht jeder ist ihr wohlgesinnt. Aber Oreo überlebt alle und alles dank ihres selbsterdachten Kampfsports WITZ, getreu ihrem Motto: »Niemand reizt mich ungestraft.«

Oreo folgt der Theseus-Sage mit all ihren Volten bis zum letzten irrwitzigen Twist, dem Vatergeheimnis. Aber der antike Held ist heute jüdisch, schwarz und weiblich.“

 

Meinung

Nachdem ich die ersten 70 Seiten gelesen habe, konnte ich nicht mehr genug von Oreo bekommen! Ja, die ersten Seiten sind eher anstrengend, aber wer sie hinter sich gelassen hat, wird sehr viel mehr vorfinden als nur eine kleine Geschichte eines 16-jährigen Mädchens.

 

Unsere Protagonistin Christine, auch Oreo genannt, geht auf eine große Reise nach und durch New York. Ihre Geschichte basiert lose auf der griechischen Sage des Theseus. Nein, man muss Theseus nicht kennen, um dem Buch zu folgen: Ich zum Beispiel kann mich nur bruchstückhaft daran erinnern, dennoch ist „Oreo“ sehr unterhaltsam gewesen. 

Oreo ist nicht dumm, sie ist sogar extrem clever und weiß sich selbst zu helfen. Ihre Figur ist einfach nur grandios! Oreo ist eine sympathische und sehr starke Protagonistin, die mir echt ans Herz gewachsen ist. Sie erlebt so einiges an Skurrilität auf ihrer Suche nach ihrem Vater, aber durch ihre eigens kreierte Kampfsportart WITZ kann sie sich aus jeder noch so verrückten Situation retten. 

Ein paar der aberwitzigen Begegnungen fand ich nicht so sehr gelungen, ich fand sie doch ein wenig zu abgehoben, das tut der Geschichte aber keinen Abbruch! Im Gegenteil, sie passen sogar hervorragend dazu, gerade weil die Zusammentreffen so absurd sind.

 

Der Schreibstil von Fran Ross ist genau wie Oreo: Maximal clever! Es ist unglaublich sarkastisch,  belustigend, aufregend, aber auch sehr speziell. Die Autorin hat aber auch sehr viel Weitsicht bewiesen: Sie schrieb das Buch bereits in den 70er Jahren, es kann aber genau so gut im 21. Jahrhundert spielen. 

Da Oreo einen jüdischen Vater hat, kommen viele Wörter aus dem Jiddischen vor. Du kannst kein Jiddisch? Kein Problem! Manche Worte kommen dem Leser mit Sicherheit bekannt vor - gólem, chúzpe, meschúgge. Für die anderen Worte gibt es ein alphabetisches Glossar.

Den Humor der Fran Ross muss man mögen. Sie bezieht einiges auf die damalige Zeit und bekannte Namen. Zum Glück gibt es auch hier am Ende des Buchs einen Anhang, in dem die wichtigsten Bezüge erklärt werden.

 

Wie gerne würde ich auf noch eine Reise mit Oreo gehen! Leider ist Fran Ross zu früh verstorben, sie hat der Welt aber Oreo geschenkt - die mutigste, stärkste 16-jährige Heldin, der ich je begegnet bin.

 

Fazit

Eine unbedingte Leseempfehlung an diejenigen, die es gerne skurril und abgedreht mögen und trotzdem Wert auf Cleverness legen. „Oreo“ von Fran Ross ist grandios, der Roman hat fünf Sterne verdient! ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️


 

OREO

Roman

dtv-Verlag

aus dem amerikanischen Englisch von Pieke Biermann

978-3-423-28197-3

22 €

288 Seiten

erschienen am 20. September 2019