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„Underground Railroad“ von Colson Whitehead


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Klappentext

„Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht – doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben und Kopfgeldjägern, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit?“

 

Meinung

Was ich anfänglich als ein großartiges Stück Literatur gehalten habe, hat sich am Ende leider als zäher Roman mit großer Emotionslosigkeit entpuppt…

 

Der Einstieg in die Geschichte um unsere Protagonistin Cora war alles andere als leicht. Es war brutal, beängstigend, dem Leser wird knallhart die Wahrheit der Sklavenarbeit vor Augen geführt. Der Autor Colson Whitehead beschönigt nichts über den Alltag eines Sklaven und der Arbeit auf einer Baumwollplantage. 

Und doch ist dort ein Hoffnungsschimmer, der ganz hell in Cora scheint und aufkeimt, als Caesar  (ein weiterer Sklave auf der Plantage) ihr von der Organisation Underground Railroad erzählt. Als Leserin konnte ich die Hoffnung von Cora spüren. Aber ab hier beginnt leider die Talfahrt der Geschichte für mich… 

 

So unglaublich fesselnd der Anfang auch war, leider wurde die Geschichte mit der Zeit immer langatmiger, langweiliger und ein Stück weit auch unglaubwürdiger. Wie viel Glück kann Cora denn haben auf ihrer Flucht durch die Staaten? Und wieso wiegt sie sich so lange an ein und demselben Ort in Sicherheit? Wieso ist sie nicht weitsichtiger und flieht weiter, als sie mehrmals die Chance dazu hatte? 

 

Die Thematik in „Underground Railroad“ ist super interessant. Viele Leute wissen nicht, dass die Organisation in Amerika von 1780 bis 1862 tatsächlich bestand. Es war ein Schleuser- und Fluchthilfenetzwerk für Sklaven. Damals haben sich viele US-Bürger für schwarze Menschen und ihre Rechte eingesetzt - damals ein extrem gefährliches, aber sehr mutiges Unterfangen!

Was ich an dem Roman interessant finde: Colson Whitehead hat die Underground Railroad als  tatsächliche Untergrundbahn für Geflüchtete beschrieben. Sprichwörtlich also ist es ein Netzwerk im Untergrund. 

 

Den Erzählstil von Colson Whitehead mag ich dagegen sehr gerne. Ich mochte es, dass er Cora’s Geschichte recht nüchtern und mit großer Distanziertheit beschrieben hat. Das gab mir als Leserin oftmals die Chance, zwischen den Gräueltaten, den Morden und der Diskriminierung aufzuatmen. Allerdings hätte ich mir definitiv mehr Emotionen gewünscht. Wie kann eine Frau so gefühllos von ihrer eigenen Vergewaltigung berichten und daraus ohne Schaden herausgehen? Zumindest habe ich nichts hiervon lesen können, auch nicht zwischen den Zeilen… 

 

Fazit

Alleine die Thematik der Sklaverei, des Abolitionismus und der realen Organisation Underground Railroad macht den Roman lesenswert. Auch, wenn die Geschichte an Fahrt verliert - es ist ein wichtiges Stück Geschichte, über die Colson Whitehead geschrieben hat. Bei aller Kritik dürfen wir, die Leser, nicht vergessen, dass es dieses dunkle Zeitalter wirklich gab. Ich vergebe schweren Herzens nur drei Sterne an „Underground Railroad“. ⭐️ ⭐️ ⭐️


 

The Underground Railroad

Roman

Fischer Taschenbuch

978-3-596-70253-4

12,00 €

352 Seiten

Taschenbuch

erschienen am 27. Februar 2019