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„Wo der Wolf lauert“ von Ayelet Gundar-Goshen


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Klappentext

„Lilach Schuster hat alles: ein Haus mit Pool im Herzen des Silicon Valley, einen erfolgreichen Ehemann und das Gefühl, angekommen zu sein in einem Land, in dem man sich in ständiger Gefahr wähnen muss wie in ihrer Heimat Israel. Doch dann stirbt auf einer Party ein Mitschüler ihres Sohnes Adam. Je mehr Lilach über die Umstände des Todes erfährt, desto größer wird ihr Unbehagen: Ist es möglich, dass Adam irgendwie damit in Verbindung steht?“

 

 

Meinung

Kann es Hassliebe sein zwischen mir und diesem Roman? Ja, ich glaube schon! Denn so zwiegespalten war ich wohl noch nie nach dem Beenden eines Buchs…

 

Aber fangen wir am Anfang an: Wir begleiten Lilach Schuster in ihrem nahezu perfekten Leben, was sie sich mit ihrem Mann und Sohn in Amerika aufgebaut hat. So schwer es war, das Leben aufzubauen, noch schneller kann ein Kartenhaus zusammenfallen. Die Familie Schuster ist mittendrin und wir begleiten Lilach hautnah bei dem Ritt durch das (Familien-)Chaos, das mit einem Anschlag in einer Synagoge und dem Tod von Jamal Jones anzufangen scheint. Hier fängt auch das psychologische Drama an, dem Lilach, Michael und Adam ausgesetzt sind. Ich habe mich immer gefragt, was nun Sache ist, wie wird die Geschichte aufgelöst? Wird mir das Ende gefallen? Wird die Familie Schuster das Chaos zusammen überstehen?

 

Die israelische Autorin Ayelet Gundar-Goshen taucht mit uns ein in ein Geflecht und erzählt von Herkunft, Identität und Familie. Aus der Sicht von Lilach Schuster verfolgen wie das Geschehen, sind mittendrin in den Ängsten der jüdischen Gemeinde, in der Verzweiflung und Unruhe, die Lilach verspürt. Und natürlich sind da Sorgen um den Sohn Adam: Hat er sich seit dem Anschlag verändert? Was macht der Selbstverteidigungskurs mit dem Teenager, den er seit dem Anschlag mit großer Freude besucht? Hat der Kursleiter eventuell zu großen Einfluss auf Adam? Hat er etwas mit dem Tod seines Mitschülers zu tun? Kann eine Mutter ihr Kind wirklich kennen?

 

Immer, wenn ich das Buch aufgeschlagen habe um weiterzulesen, hatte ich ein sehr merkwürdiges Gefühl. So, als würde das Unheil, das Damoklesschwert, über mir hängen und jederzeit runterfallen. Ich musste mich aber regelrecht dazu zwingen, das Buch zur Hand zu nehmen. In den Momenten, in denen ich dann weitergelesen habe, hat mich das Buch wiederum in einen Sog gezogen. Was für eine Hassliebe zwischen mir und dem Roman… Offensichtlich hat es auch etwas in mir angestellt, was ich aber nicht genau benennen kann.

 

Hervorragend übersetzt wurde „Wo der Wolf lauert“ aus dem Hebräischen von Ruth Achlama.

 

Ein paar Dinge fand ich unlogisch in dem Roman, das Ende wirkte fast schon zu gewollt und ich frage mich, ob die Autorin nicht auf ein paar Dinge hätte verzichten können? War der Roman zu überladen? Und musste sie anfangs wirklich mit dem N-Wort Rassismus reproduzieren? Passt das noch in die heutige Zeit?

 

 

Fazit

Insgesamt fand ich „Wo der Wolf lauert“ von Ayelet Gundar-Goshen gelungen, wenn auch mit Abstrichen. Ein psychologisches Familiendrama, fast schon pures Chaos. Ich vergebe an den Roman 4 Sterne. ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️

 


 

Relocation

aus dem Hebräischen von Ruth Achlama

Kein & Aber

Hardcover

352 Seiten

25,00 €

978-3-0369-5849-1 

Erscheinungstermin: 13. Juli 2021