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"Briefe ohne Unterschrift" von Susanne Schädlich


Klappentext

"In London startete 1949 die BBC-Rundfunksendung „Briefe ohne Unterschrift“. Anonyme Zuschriften von DDR-Bürgern wurden darin verlesen, jeden Freitagabend, über 25 Jahre lang. Susanne Schädlich entdeckte diese einzigartigen Zeitdokumente und erzählt nun von den britischen Journalisten, die so lange der DDR die Stirn boten. Vor allem aber setzt sie den mutigen Absendern ein Denkmal, die ein hohes Risiko eingingen und der gnadenlosen Verfolgung durch die Stasi zum Opfer fielen."

 

 

Meinung

Ich bin 1993 geboren, also erst ein paar Jahre nach dem Mauerfall – ein historisches Ereignis, das ein geteiltes Deutschland wieder vereinte. Dennoch gibt es sehr viele Menschen, die die Mauer noch in ihren Köpfen haben. Ich finde diesen Umstand sehr traurig, aber es ist auch erschreckend, wie viel Feindlichkeit in manchen Worten steckt, wenn heute noch über West- oder Ostdeutschland gesprochen wird.

 

Umso wichtiger ist es daher, wenn es Menschen gibt wie Susanne Schädlich, Menschen, die aufklären, die die DDR und die Regierung nicht beschönigen. Menschen, die vergessene Zeitdokumente suchen und diese Briefe ohne Unterschriften im Rahmen eines Buchs veröffentlichen.

 

Extrem erschreckend war für mich zu lesen, wie die DDR bzw. die Stasi seine eigenen Bürger ausspioniert hat. Und bei ihnen war nicht Schluss mit der Spionage, es ging noch weiter: BBC-Journalisten wie Treharne Jones und Austin Harris wurden ebenso überwacht. Sie waren in den Augen der Stasi ein großer Störfaktor und ihre Radio-Sendung „Volkshetze“ oder „staatsfeindliche Hetze“. Jones und Harris – die beiden Mitbegründer der Sendung – wurden auf Schritt und Tritt beschattet, sobald sie in die DDR eingereist sind. Auszüge aus ihren eigenen Stasi-Akten bekommen wir in diesem Buch zu lesen.

 

Die ersten Briefe der DDR-Bürger, die Susanne Schädlich ins Buch gebracht hat, waren sehr ergreifend und emotional. Die Worte in den Briefen strahlen Wut aus, auf die Regierung, die Spionage. Aber sie tragen auch Hoffnung in sich, Hoffnung auf ein besseres Leben, auf ein vereintes Deutschland.

 

Die größten Mankos an diesem Buch sind zum einen der Schreib- und Erzählstil, zum anderen habe ich während der kompletten 280 Seiten das Gefühl nicht verloren, die Autorin wolle einen Krimi oder Thriller aus dem Buch machen. Das und der diffuse Schreibstil hat eine gewisse Hektik mit sich gebracht. Durch die permanent benutzte indirekte Rede wurde mein Lesefluss stark beeinträchtigt, wirklich genießen konnte ich das Buch leider nicht, gefühlt musste alles sehr schnell gehen. Es wirkte gehetzt.

 

 

Fazit

Nach diesem Buch bin ich sehr froh darüber, dass ich in einer Zeit der Meinungsfreiheit groß geworden bin. Teilweise ist die DDR für mich noch unvorstellbar. Dennoch kann ich „Briefe ohne Unterschrift“ leider nicht zu hundert Prozent empfehlen. Die Hektik und der Schreibstil haben mich immens gestört. Daher bekommt das Buch zweieinhalb von fünf Sternen.

 

 

 

Weitere Informationen

Genre: Reportage, Roman

Verlag: Knaus

ISBN: 978-3-8135-0749-2

Preis: 19,99€

288 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag

deutsche Erstausgabe: 20. März 2017